Christiane Garbe vom British-German-Club berichtet

Als Mitglied des British-German-Club Hameln e.V., Projektpartner von Pied Piper International, bin ich auf das Projekt des Museums aufmerksam geworden.

In Hameln geboren und aufgewachsen gehörten der Rattenfänger und seine Geschichte von klein auf zu meinem Leben. Meine Eltern, beide aus Breslau/Schlesien, waren nach dem Krieg über Umwege nach Hameln gekommen. Mein erstes Zuhause war im Haus von Herrn Dr. Spanuth, der zu dieser Zeit an seiner Dissertation über die Rattenfängersage arbeitete.  Als neue Bürger der Stadt war das Interesse meiner Eltern an der Geschichte des Rattenfängers, von der man ja schon gehört hatte, natürlich groß und Herr Dr. Spanuth gab gern Auskunft zu seiner Arbeit und den verschiedenen Interpretationen der Sage.

Das Buch „Der Rattenfänger von Hameln. Vom Sinn und Werden einer alten Sage“ des ehemaligen Museumsleiters Heinrich Spanuth erlebte mehrere Auflagen und gilt heute noch als Klassiker zum Thema.

So war für mich auch die Theorie der Besiedelung der Ostgebiete u. a. durch Hamelner Kinder, die von einem Werber aus der Stadt geführt wurden, immer die plausibelste Erklärung der Sage.  Mit dem Zuzug der Vertriebenen nach 1945 aus den deutschen Ostgebieten schließt sich dann auch der Kreis und die Kinder der Stadt nun zurückgekehrt waren. Auszug und Rückkehr sind auf dem Relief am Eingang des Bürgergartens sehr gut dargestellt.

Wie die Kinder in der Sage sind auch wir zwei „Hamelner Kinder“ in verschiedene Länder gezogen. Oft kannte man dort zwar die Geschichte von Robert Browning, allerdings ging man immer davon aus, es handele sich um ein Kindermärchen mit moralischer Botschaft, erfunden von einem Märchenerzähler, wie z.B. Hans Christian Andersen.

Christiane Garbe in den USA. Foto: Christiane Garbe

Die Überraschung war jedes Mal groß, wenn wir Hameln als „wirklich“ existierende Stadt, gelegen am Fluss Weser und mit einer Mühlenindustrie, beschrieben.

Und man konnte sich vorstellen, dass dort wo Korn gemahlen und Mehl gelagert wurde, sich auch Ratten tummelten. Mit der Besiedlung des Ostens gab es auch eine Erklärung für den Auszug der Kinder und den Ursprung der Sage.

Auszug und Rückkehr haben die Geschichte dieser Stadt geprägt. Viele junge Leute verlassen auch heute noch die Stadt. Aber wer Hameln als lebens- und liebenswerte Stadt mit seiner weltbekannten Geschichte des Rattenfängers kennengelernt hat, der kommt auch gern zurück.                                                   

So geht es wohl auch den ehemals in Hameln stationierten britischen Soldaten, die schon seit Jahren mit ihren Familien zu ihren jährlichen Treffen nach Hameln zurückkehren und damit ihre große Verbundenheit mit der Stadt zeigen. 

Die Geschichte des Rattenfängers lockt jedes Jahr viele Tausende Besucher in unsere Stadt und hat die Botschaft in die ganze Welt getragen:  nämlich was passiert, wenn man Versprechen nicht einhält!

P.S.:
Auch wenn ich inzwischen durch das Projekt erfahren habe, dass die Ratten erst später den Weg in die Sage gefunden haben, so sind doch die Ratten aus Hameln gar nicht wegzudenken. Was wäre Hameln oder der Rattenfänger ohne die Ratten:  – das Rattenfängerhaus mit dem „Rattenloch“, wo „flambierte Rattenschwänze“ serviert werden, der Rattenkrug, die Brotratten, diverse Rattenschnäpse und -würste, das Rattenfängerfreilichtspiel, später auch das Musical Rats sowie die neue Weihnachtsbeleuchtung „ …. Mauz und Ratzen“ und die Ratten, die in Hameln den Weg weisen, etc. 

Hameln ist eben ……..rattenscharf